Welche Musik passt für die Orgel in der Kirche?
Pop, Rock, Heavy Metal, Filmmusik, Videospielmusik, Folk – viele Brautpaare wünschen sich für ihre kirchliche Hochzeit moderne Stücke, die ursprünglich nicht für Orgel komponiert wurden. Wie könnt Ihr einschätzen, ob Eure Wunschmusik auf der Orgel gut klingt? Auf welche Faktoren kommt es dabei an? Eine gute Nachricht vorweg: Die meiste Musik lässt sich auf einer Kirchenorgel arrangieren.
Inhaltsverzeichnis
- Arrangement – was ist das?
- Faktor 1 – Die Orgel in ›Eurer‹ Kirche
- Faktor 2 – Verfügbarkeit von Noten
- Faktor 3 – Musikalischer Charakter Eures Wunschstückes
- Fragt Euren Organisten
Arrangement – was ist das?
Mit Arrangement ist gemeint, dass ein Original musikalisch bearbeitet wird, um es an einen bestimmten Zweck anzupassen. Der Zweck ist in Eurem Fall, das Stück während einer Trauung auf einer Kirchenorgel hörbar zu machen, obwohl es eigentlich nicht dafür komponiert wurde. Hierfür muss Euer Musikwunsch bearbeitet oder eben arrangiert werden, damit er auf der Orgel spielbar wird (das sollte selbstverständlich Euer Organist übernehmen!).
Einen Popsong auf der Orgel zu spielen heißt also, das Original neu zu interpretieren. Ihr könnt Euch das wie eine Coverversion vorstellen, die mit dem Original zwar dieselbe Melodie teilt, aber sonst anders klingt. Ein Cover ist eine eigenständige künstlerische Leistung – und so verhält es sich auch, wenn man auf der Orgel zum Beispiel Coldplays Viva la Vida spielt.
Ob ein Arrangement überhaupt möglich ist und gut klingt, hängt nicht nur von den Fähigkeiten des Musikers ab, sondern vor allem auch von diesen Faktoren:
- Größe der Orgel in ›Eurer‹ Kirche
- Verfügbarkeit von Noten
- Musikalischer Charakter des gewünschten Stücks
Faktor 1 – Die Orgel in ›Eurer‹ Kirche
Als Organist hat mein ein Problem, mit dem sich andere Musiker nicht herumschlagen müssen: Man kann sein eigenes Instrument nicht mitbringen. Man muss mit der Orgel (und ihren Mängeln) arbeiten, die in der jeweiligen Kirche verbaut ist. In erster Instanz entscheidet also das konkrete Instrument darüber, welche Musik auf ihm gespielt werden kann.
Je größer eine Orgel, desto lauter und voluminöser klingt sie und desto abwechslungsreicher lassen sich die Klangfarben gestalten. Euer Musikwunsch muss deshalb zur Orgel vor Ort passen. Manche Stücke leben von
- leisen, intimen Klängen, andere von einer
- hohen Lautstärke und wuchtigem Klangbild oder
- von beidem.

In Fall (1) ist das kein Problem. So gut wie jede Orgel, und sei sie noch so klein, ist in der Lage, leise Klänge erzeugen. Beispielsweise kann das Hallelujah aus dem Film Shrek auf nahezu jeder Orgel gespielt werden.
In Fall (2) und (3) bestimmt die Größe der Orgel, welche Musik auf ihr gespielt werden sollte und welche nicht. Haben wir es mit einer sehr kleinen Orgel etwa in einer Kapelle zutun, empfiehlt es sich weniger, zum Beispiel den Imperial March aus Star Wars zu spielen. Das Ergebnis wäre nicht zufriedenstellend, weil die Orgel keinen Klang erzeugen kann, der voluminös genug ist, um den Charakter des Imperial March herauszuarbeiten.

Besonders für Songs aus dem Pop- und Rock-Bereich gilt außerdem, dass die Orgel mindestens zwei Tastaturen (Manuale) haben sollte. So kann man die Melodie (lauter) von der Begleitung (leiser) trennen und eine klangliche Tiefe erzeugen. Möchte man zum Beispiel einen Song mit Gitarre und Gesang auf der Orgel arrangieren, spielt man die Begleitung (Gitarre) auf dem oberen leiseren Manual, die Melodie (Gesang) auf dem unteren ersten. Zwei Manuale sind aber nicht immer ein KO-Kriterium – es kommt auf das konkrete Stück an.
Faktor 2 – Verfügbarkeit von Noten
Ohne Noten lässt sich keine Musik machen, wenn man kein Wunderkind ist. Die allermeisten Musiker sind es nicht. Es ist wichtig, dass es von Eurer Wunschmusik seriöse und spielbare Noten entweder direkt für Orgel oder alternativ für Klavier gibt. Andernfalls müsste Euer Organist das Arrangement selbst schreiben – und das ist ein sehr großer Zeitaufwand und lässt sich zudem nicht immer ohne Weiteres bewerkstelligen.
Am besten ist immer die offizielle Notenausgabe, die vom Sänger, der Band oder vom Komponisten herausgegeben und verifiziert ist. Wenn es diese nicht gibt oder sie sich aus diversen Gründen nicht eignet (jap, kann vorkommen), kann man alternative Versionen im Internet finden.
Faktor 3 – Musikalischer Charakter Eures Wunschstückes
Eignet sich Euer Wunschstück für ›Eure‹ Orgel und gibt es Noten davon, stellt sich zuletzt die Frage, wie gut es sich auf ein Tasteninstrument übertragen lässt und vor allem: wie es dann klingt.
Alles, was eine einigermaßen klare Melodie hat, ist grundsätzlich machbar. Schwieriger hingegen wird ein Arrangement, wenn das Stück im Original Folgendes aufweist:
- solistische Instrumentalpassagen v. a. für E-Gitarre
- improvisatorischer Sprechgesang, komplexer Rhythmus, keine klare Melodie
- markante perkussive Stellen (z. B. Schlagzeug), Gitarrenriffs
Solistische Passagen werden normalerweise nicht über Noten verschriftlicht, sondern von dem ausführenden Musiker spontan improvisiert. Dabei werden zwar gewisse Regeln befolgt, aber es gibt nicht ›die‹ eine Version. Auf ein Tasteninstrument lassen sich solche Stellen nur schwer übertragen, weil man sie nur schwer oder gar nicht aufschreiben kann. Dasselbe gilt für den improvisatorischen Gesang mit einem komplexen Rhythmus, wo keine deutliche Melodie erkennbar ist. Eine gängige Lösung ist, dass dem Organisten an diesen Stellen die Freiheit eingeräumt wird, selbst zu improvisieren.
Auch wenn Euer Wunschsong beispielsweise vom Schlagzeug getragen ist oder clusterartige Gitarrenriffs à la Heavy Metal beinhaltet, kann das auf der Orgel nur schwer imitiert werden. Hier sind ihr Grenzen gesetzt, denn sie ist ein Melodie- und kein Perkussionsinstrument.
Aber: Im Endeffekt muss immer im Einzelfall beurteilt und entschieden werden, ob sich ein Musikwunsch gut auf der Orgel arrangieren lässt oder nicht. Am besten ist, Ihr bittet Euren Organisten um eine Einschätzung.
Fragt Euren Organisten
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